Was den Lernerfolg in Zeiten von COVID ausmacht

Die Wahrnehmung der eigenen Kompetenz und Autonomie ist ein wesentlicher Faktor für ein positives Lernverhalten während der COVID-19-Pandemie. Soziale Eingebundenheit verbessert wiederum die Eigenmotivation von Studierenden beim Lernen. Zu diesen Ergebnissen, aktuell erschienen im Fachjournal PLOS ONE, kam ein international besetztes Forscher*innenteam unter Federführung von Elisabeth Pelikan und Kolleg*innen vom Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung der Universität Wien.

Das neue Semester beginnt und noch immer begleitet uns die COVID-19-Pandemie. Obwohl zahlreiche Lehrveranstaltungen wieder an den Hochschulen vor Ort angeboten werden, finden insbesondere große Lehrveranstaltungen hybrid sowie online statt. Schon zu Beginn der Pandemie fragte sich ein Forscher*innenteam der Universität Wien, geleitet von Barbara Schober, Christiane Spiel und Marko Lüftenegger, wie Studierende mit dem Online-Lernen umgehen. Wie gelingen ihnen die Organisation und die Selbstregulation? Wie schaffen sie es, ihre Motivation aufrecht zu erhalten? Für die neueste Studie aus dem Projekt "Lernen unter COVID-19" fragten die Forscher*innen mit Kooperationspartner*innen aus 16 Ländern in Asien, Europa und Nordamerika insgesamt 15.462 Studierende nach ihren Erfahrungen beim Online-Lernen.

Das Fazit der Wissenschafter*innen: Studierende, die sich trotz der Pandemie sozial eingebunden fühlten, berichteten von höherer Motivation beim Lernen. Eine besonders große Rolle für positives Lernverhalten spielt hingegen die Wahrnehmung der eigenen Kompetenz und Autonomie. 

Die Grundlage der durchgeführten Studie ist die von Edward Deci und Richard Ryan formulierte Selbstbestimmungstheorie. Sie geht davon aus, dass die Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse nach sozialer Eingebundenheit, Autonomie und Kompetenz positiv auf die intrinsische Motivation wirkt. Diese steht wiederum eng mit dem Lernverhalten in Verbindung. "In unserer Studie wollten wir einerseits herausfinden, ob diese bereits etablierte Theorie auch beim Lernen unter COVID-19-Bedingungen anwendbar ist und auch, inwieweit sie in verschiedenen Ländern ihre Gültigkeit behält", sagt Elisabeth Pelikan.

Die gewonnenen Resultate bestätigten im Großen und Ganzen die Annahmen der Selbstbestimmungstheorie – alle drei Grundbedürfnisse hingen mit der Lernmotivation zusammen. Studierende, die sich trotz der Pandemie sozial eingebunden fühlten und deren Kompetenz- und Autonomiewahrnehmung hoch waren, berichteten von einer höheren Lernmotivation. Als besonders wichtig für ein positives Lernverhalten stellten sich indes die empfundene Kompetenz und Autonomie heraus. Studierende, die sich den an sie gestellten Aufgaben gewachsen fühlten und den Eindruck hatten, Aufgaben sowie Lernzeit- und Ort frei wählen zu können, berichteten eher davon, diese zeitgerecht und konsequent zu erledigen.

"Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass auch und gerade in Zeiten von COVID-19 das Kompetenzerleben und Autonomie wichtig für das Lernen sind. Diese beiden Grundbedürfnisse und die Verbundenheit mit anderen Menschen tragen außerdem zur Aufrechterhaltung von intrinsischer Motivation bei. In der Online-Lehre sollte deshalb die Förderung dieser drei Grundbedürfnisse mitbedacht werden, was zum Beispiel durch die Art der Aufgabenstellung und den Einsatz verschiedener Lernformen – wie etwa die Arbeit in Kleingruppen in Break-out-rooms – ermöglicht werden kann. Die Studierenden sollten auch ermutigt werden, die vorhandenen Handlungsspielräume auszunutzen und so ihr Lernerlebnis positiv zu gestalten", so Elisabeth Pelikan abschließend.

Publikation in PLOS ONE:

Pelikan, E. R., Korlat, S., Reiter, J, Holzer, J, Mayerhofer, M, Schober, B., Spiel, C., Hamzallari, O., Uka, A, Chen, J, Välimäki, M., Puharić, Z., Anusionwu, K. E., Okocha, A. N., Zabrodskaja, A., Salmela-Aro, K., Käser, U., Schultze-Krumbholz, A., Wachs, S., Friðriksson, F., … Lüftenegger, M. (2021). Distance learning in higher education during COVID-19: The role of basic psychological needs and intrinsic motivation for persistence and procrastination – A multi-country study. PLOS ONE 16(10): e0257346

PLOS ONE: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0257346
DOI: 10.1371/journal.pone.0257346 

 

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Wissenschaftlicher Kontakt

BSc MSc Elisabeth Pelikan
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